Sich mutig eigenen Ängsten zu stellen ist nicht einfach, es geht dabei auch nicht darum alle Probleme und Sorgen auszublenden. Mutig ist, wer seine eigene Unsicherheit oder Angst wahrnimmt und anerkennt, dass es manchmal schwierig ist mit Herausforderungen umzugehen und trotzdem aktiv wird.
Wann fühlen wir uns denn nun mutig und wachsen vielleicht sogar über uns hinaus? Oft fällt es uns Menschen leichter mutig zu sein und trotz sehr ambivalenter Gefühle zu handeln, wenn uns etwas sehr wichtig ist. Das heißt wir wollen etwas bestimmtes erreichen, haben ein Ziel oder setzen uns für uns wichtige Werte oder für uns wichtige Menschen ein
Gerade in neuen Lebenssituationen ist unser Mut gefordert. Erinnern Sie sich daran, wann Sie sich als Kind mutig gefühlt haben? Welche Situationen waren es, die Sie herausgefordert haben? Wann brauchen Sie heute Mut?
Was bedeutet Mut?
Den eigenen Mut zu erleben, zu spüren, wie wir etwas bewirken und einen Unterschied machen können für uns oder eine andere Person, stärkt uns zusätzlich. Wir stärken unsere eigene Selbstwirksamkeit. Wenn ich mich selbst mutig erlebt habe, traue ich mir zu, mich auch weiteren neuen Situationen und Herausforderungen zu stellen und aktiv zu werden. Mein Mut wächst mit meinen Erfolgen.
Laut Duden ist Mut die Fähigkeit, in einer gefährlichen oder riskanten Situation seine Angst zu überwinden oder in einer potenziell ängstigenden Situation furchtlos zu sein. Die Psychologie beschäftigt sich mit Verhalten, Erleben und Motiven von Menschen und beschäftigt sich daher auch mit mutigem Verhalten. Ob wir mutig sind, hängt von vielen verschiedenen Faktoren ab, unter anderem von unserer Persönlichkeit, unseren Lebenserfahrungen im Umgang mit neuen Situationen und unserer Einstellung, beispielsweise unserer Selbsteinschätzung. Es gibt also einen Anteil der Persönlichkeit und der Motivation, wenn wir uns mutig fühlen und handeln. Daher werden von jedem und jeder von uns auch unterschiedliche Eigenschaften und Verhaltensweisen mit Mut assoziiert, von Authentizität über Stärke bis hin zu Handlungsfähigkeit reichen die Aspekte, die wir mit Mut in Verbindung bringen.
Diese unterschiedlichen Aspekte von Mut geben jeder und jedem von uns die Möglichkeit für sich zu entdecken, wo ihre oder seine individuellen Stärken liegen, diese zu nutzen und das eigene Leben für sich gut zu gestalten.
Wie gelingt es mutig zu sein?
Bei Mut geht es darum Risiken einzugehen, ohne Gefahren zu unterschätzen oder sich selbst und sein eigenes Können zu überschätzen oder impulsiv zu handeln. Denken wir nur an die Geschichte des Ritters Don Quijote! Wenn uns die Balance zwischen Vorsicht und Risikobereitschaft gelingt und wir etwas haben, wofür wir uns einsetzen und mutig sein wollen, fällt es uns leichter und wir werden häufiger ein mutiges Verhalten zeigen.
Hilfreich dabei mutiger zu sein, kann schon der Blick auf die eigene Körperhaltung sein. Wir unterschätzen, wie uns unsere Körperhaltung beeinflusst. Wie wir uns bewegen und welche Haltung wir einnehmen, beeinflusst die Wahrnehmung von uns selbst, aber auch, wie wir auf andere wirken. Dementsprechend ist nur nachvollziehbar, dass eine in sich gesunkene Haltung kein guter Ausgangspunkt ist, um sich mutig "drauflos zu begeben". Der erste Schritt in Richtung mutiges Handeln kann also sein, sich seines Körpers mehr gewahr zu werden. Vermittelt mein Körper gerade, dass ich tatkräftig etwas angehen will? Wenn nicht, fällt es mir auch schwerer entsprechende Gedanken und Emotionen zu entwickeln.
Wozu benötigen wir Mut?
Doch wozu dient Mut? Mutig sein und das Erleben von Selbstwirksamkeit können uns helfen uns weiterzuentwickeln und Neues zu erleben. In den letzten Jahren konnten unterschiedliche Studien darüber hinaus zeigen, dass es einen Zusammenhang zwischen Mut, im Sinne von mutig sein wollen und handeln, und psychischer Gesundheit gibt. Es lohnt sich daher auch im Sinne der eigenen Gesundheit sich seinen Ängsten zu stellen, seine Komfortzone etwas auszuweiten und einen Umgang mit Unsicherheiten und Ambivalenzen im Leben zu entwickeln und für sich zu finden.
Mag.a Bettina Bickel
Mag. Bettina Bickel
Klinische Psychologin, Gesundheitspsychologin, Supervisorin und Coach