BLOG - POST

Humor psychologisch genutzt
Bild: (c) Alla Serebrina, Depositphotos

Humor psychologisch genutzt

erstellt am 12. Dezember 2023 

Verstehen Sie Spaß?

Unter Humor wird in der Psychologie sowohl die Eigenschaft von Menschen verstanden, etwas scherzhaft, witzig oder seltsam zu gestalten, als auch die Fähigkeit, diese spaßigen Abweichungen wahrnehmen oder vermitteln zu können. Wir Menschen nutzen Humor in zwischenmenschlichen Interaktionen, im Umgang mit schwierigen Situationen und zur Regulation negativer Emotionen. Wesentlich für Humor ist daher sein sozialer Aspekt, das Verständnis und die damit verbundenen positiven Emotionen. 

Gesundheitsförderung durch Humor und Lachen

In wissenschaftlichen Studien wird zwischen verschiedenen Varianten von Humor unterschieden. Humor kann als eine wesentliche Ressource im Alltag und in Belastungssituationen und als Schutzfaktor für die Gesundheit angesehen werden, wenn er im positiven Sinn eingesetzt wird. Gemeinsames Lachen, empathisches Einfühlen in das Gegenüber ist für uns selbst und andere Menschen mit positiven Effekten verbunden, kann zu einem Perspektivenwechsel verhelfen und dient der Psychohygiene. Durch die Ausschüttung des Botenstoffs Dopamin im sogenannten "Belohnungszentrum" im Gehirn führt Humor damit auch zu vielfältigen körperlichen Effekten von Glücksgefühlen, einer Verbesserung des Gedächtnisses bis hin zur Stärkung unseres Immunsystems. 

Ganz bewusst genutzt werden soll dies beispielsweise im Lach-Yoga, welches ausgehend von Indien durch Lachschulen und Lachclubs weltweit Verbreitung fand.

Humor zur Reduktion von Angst

Die Bedeutung von Humor als Gegenspieler und als Hilfsmittel gegen Angst nutzte Viktor Frankl mit seiner psychotherapeutischen Technik der paradoxen Intention. Er unterstützte und begleitete dabei Menschen sich aktiv zu wünschen, wovor sie sich bislang gefürchtet hatten und dabei der eigenen Angst entgegenzutreten. 

Viktor Frankl beschrieb dies mit "nichts lässt den Patienten sich von sich selber so sehr distanzieren wie der Humor". Diese Distanz von sich selbst, sich selbst nicht zu ernst zu nehmen, hilft uns Menschen aus dem Gefühl des Selbstmitleids oder einem Problemsog herauszutreten. Wir sind im beruflichen und privaten Alltag durch viele Vorschriften und Grenzen mitunter auch im eigenen Denken und der Suche nach Lösungen gehemmt, da kann Spaß, das Spiel mit Wörtern und Sprache, aber auch Redensarten und Witze befreien und neue Wege aufzeigen. 

Um es mit Viktor Frankl zu sagen: „Man darf sich auch von sich selber nicht alles gefallen lassen“.

Neue Handlungsspielräume durch Humor

Neben den klassischen Helden und Heldinnen in Erzählungen und Märchen gibt es auch wiederkehrend die Rolle des Narren. Dabei handelt es sich um eine Person, die mit Humor und Witz, mit Leichtigkeit und einer nicht zu unterschätzenden Portion Schlauheit durchs Leben geht. Wirken diese Narren oft lächerlich, etwas skurril und aus dem Rahmen des Alltags und der Tradition herausgefallen, so gelingt Ihnen oft ganz erstaunliches. 

So war es im Mittelalter den Hofnarren durch ihre besondere Position möglich, ungestraft Kritik an den bestehenden Verhältnissen zu üben. Darauf verweist auch das heute noch geläufige Wort der "Narrenfreiheit".

Grenzen von Humor

Jemanden zum Narren halten, bedeutet aber auch ihn zu täuschen, sich über ihn lustig zu machen. Neben dem negativen Aspekt des Lächerlich machen, zeigen solche Sprichwörter und Figuren die Bedeutung von Spaß und Humor für uns Menschen auf. Den Höhepunkt und die Überspitzung findet dies in den Faschings-umzügen und Karnevalsfeiern weltweit, wo Menschen aus ihrem Alltag aussteigen und sich mit Masken andere Dinge erlauben. 

Diese Rollenwechsel und das humorvolle Ausprobieren von neuen Verhaltensweisen sind bei begrenzter Zeit spannend und anregend. Davon unterscheidet sich deutlich ein oft berufsbedingtes „Dauer-Lächeln“ oder übertriebenes Freundlichkeitsgebot bei gleichzeitig stressigen beruflichen Situationen. Ein solches ist nachweislich als psychischer Belastungsfaktor der Arbeit einzustufen.

Andere Formen berufsspezifischen Humors können zur Psychohygiene hilfreich sein, wenn sie sich nicht in Ironie oder Verbitterung zuspitzen. 

Humor ist für uns Menschen also eine Möglichkeit, um mit schwierigen Situationen zurecht zu kommen, sich aus problembehafteten Erzählungen zu lösen und neue Sichtweisen zu ermöglichen. Er nimmt die Schwere, ist ein Mittel gegen Angst und wirkt in sozialen Beziehungen verbindend.

Wann haben Sie das letzte Mal so richtig gelacht?

Mag. Bettina Bickel

Mag.a Bettina Bickel

Mag. Bettina Bickel

Klinische Psychologin, Gesundheitspsychologin, 
Supervisorin und Coach
Mehr über michMag. Bianca Baumgartner

Mag.a Bianca Baumgartner

Klinische Psychologin, Gesundheitspsychologin, Psychotherapeutin (Verhaltenstherapie) in Ausbildung und unter Supervision
Mehr über mich

Letzte Beiträge:

Sie haben Interesse an weiteren Anregungen und möchten mehr von uns lesen?  
Dann kontaktieren Sie uns gerne per E-Mail!
envelopephone-handset